Koffein und Kastanienblätter…Auftakt einer kleinen Schottlandreise
- thistle-bagpipe
- 20. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Apr.

Heute Morgen begann mein Tag mit einer kleinen Seefahrt - und ich meine nicht nur im übertragenen Sinne. Der Seegang war so lebhaft, dass man Schwierigkeiten hatte, auf dem Schiff geradeaus zu laufen. Wer hätte gedacht, dass schon um 9 Uhr morgens eine ordentliche Portion Bewegung über 4000 Schritte und etliche Höhenmeter mit sich bringt, noch bevor ich den Kaffee vermisst habe. Und das, weil ich in der untersten Kabine residierte und die Treppen nach oben wie eine kleine Bergbesteigung bewältigen durfte, um zum Frühstück zu gelangen. Ok, die 4000 Schritte waren nach oben, nach dem Essen nach unten und zwischendurch mal nach draußen aber so viel schaffe ich zu dieser Zeit zu Hause nie.
Das Frühstück war im Übrigen ein Genuss, auch wenn ich mich bewusst für Pfefferminztee entschieden habe. Der Kaffee, einst mein treuer Begleiter, musste eine Pause einlegen, da ich kein Koffein mehr zu mir nehmen möchte – der Entzug war eine kleine Herausforderung aber hat sich gelohnt. Ich schlafe besser und habe nicht mehr diese tiefen Tiefs, die einen plötzlich überfallen, wo der Körper nach Kaffee schreit und eingeschnappt ist, wenn er keinen bekommt (Kopfschmerzen ☹) Der Tee war eine gute Entscheidung, auch, um den Magen ein wenig prophylaktisch zu beruhigen, ob des Seegangs.

Mutig war ich an der schottischen Grenze – ich habe einen Haggisburger probiert. Ich meine, ich habe schon Haggis gegessen, aber man muss sich jedes Mal wieder drauf einlassen. Der Geschmack ist für mich immer eine kleine Überraschung, die nie ganz vorhersehbar ist, je nach dem womit oder in welcher Form Haggis serviert wird. Diesmal war es aber wieder wirklich lecker – ein mutiger Schritt, der sich gelohnt hat. Ich hatte auch überlegt, meine Pipe auszupacken, aber der Wind war zu heftig und es war zu kalt. Das muss noch ein bisschen warten.
Weiter ging die Reise in die schottische Landschaft, die mit ihrer stillen Pracht kaum in Worte zu fassen ist. In einem malerischen Städtchen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, waren die Kastanienblätter schon so groß und alles so grün und bunt. Lebensfreude pur, hier war der Frühling bereits in vollen Zügen angekommen. Außerhalb der Ortschaften gab es überall Schafe, die wie kleine, Popcornwölkchen auf die Wiesen getupft waren. Das Schönste: Viele Lämmchen sind bereits zur Welt gekommen – kleine Wollknäule, die den Frühling in seiner schönsten Form zeigen. Überall blüht der Ginster in sattem Gelb – als hätte jemand mit einem Textmarker die Berghänge und die Straßenränder angemalt. Manche Berge tragen noch Schnee, aber der Frühling lässt sich nicht mehr aufhalten. Leider ist es mir noch nicht gelungen, ein schönes Foto von den Schäfchen, am Besten, eingerahmt vom Ginster zu machen aber ich bin mir sicher, dass dies in den nächsten Tagen noch geschehen wird.

Angekommen in Oban, hieß es erst einmal auspacken und danach gleich einkaufen. Die Lebensmittelgeschäfte haben samstags teilweise bis 23 Uhr geöffnet – ein Luxus, den man in Deutschland kaum kennt. Im Lidl wurde uns gesagt, dass auch am Sonntag von 8 bis 20 Uhr geöffnet sei…am Ostersonntag! Sonntag und auch noch Feiertag dazu. Das wäre in Deutschland undenkbar, die Begründer der Sonntagsruhe würden sich wohl im Grabe umdrehen. Im Übrigen sind das die verkürzten Ladenöffnungszeiten. Am Montag (Ostermontag) ist wieder regulär bis 22.00 oder 23.00 Uhr geöffnet. Verrückt…aber hier sind alle entspannt.
Auf dem Heimweg vom Einkaufen lief gerade BBC Scotland –Pipemusik- ein wunderschöner Piobaireachd, dessen Namen ich gern gewusst hätte. Leider bin ich im Online-Programm nicht fündig geworden. Schade, ich hab allerdings ein Fetzchen der Toarluath-Doubling-Variation aufgenommen, vielleicht kennt es einer meiner Cracks.
Die Unterkunft in Oban liegt direkt am Hafen, mit Blick zur Insel Mull – der perfekte Ort, um den Tag mit einem Rose´ Cider ausklingen zu lassen. Das Gefühl, auf einem schwankenden Schiff zu laufen, ist hier noch immer präsent – was nicht an dem Cider liegt 😊 ich hoffe, dass dieses schwankende Gefühl nicht auch noch im Bett anhält.
Jetzt sitze ich hier, genieße meinen Cider und freue mich auf eine erholsame Nacht. Morgen wartet ein neues Kapitel Schottland auf mich.
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