Papageientaucher und Hefeschnecken
- thistle-bagpipe
- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Apr.

Heute Morgen um 5 Uhr klingelte der Wecker, und wir krabbelten mühsam aus unseren Betten. Mit schlaftrunkenen Augen machten wir uns auf den Weg durch das morgendliche Oban zum Fährterminal, um mit der Fähre auf die Insel Mull überzusetzen. Es war frisch, aber die Sonne schien, als wollte sie uns sagen: „Komm schon, das wird ein schöner Tag!“

Nach etwa 50 Minuten auf dem Wasser legten wir in Craignure an. Da alle Fährplätze für Autos ausgebucht waren, hatten wir uns als Fußgänger auf den Weg gemacht. Mit dem Bus ging es weiter nach Tobermory, wo wir auf das nächste Schiff warteten, das uns nach Lunga bringen sollte.
Glücklicherweise lief alles reibungslos, und bald saßen wir auf einem motorbetriebenen Katamaran, der über das Wasser sauste. Der Wind war eisig, aber die Sonne strahlte vom Himmel – das perfekte Wetter für unser Abenteuer!

Die Fahrt verging wie im Flug, und schon bald tauchte die Silhouette der Insel Lunga am Horizont auf.

Irgendwie erinnerte sie mich an eine Hefeschnecke, die ich gestern im Lidl für diesen Ausflug gekauft hatte. Mist! Genau diese Hefeschnecke lag noch in meiner Küche in Oban. Ich durchsuchte meinen Rucksack in der Hoffnung, dass sie sich heimlich doch eingeschlichen hatte. Fehlanzeige! Nun ja, dann eben ohne Hefeschnecke ☹
Auf den kleinen vorgelagerten Inseln lagen Seehunde faul in der Sonne, während die ersten Papageientaucher (Puffins) über uns kreisten. Ich freute mich wie ein kleines Kind auf die nächsten zwei Stunden. Das letzte Mal war ich vor 12 Jahren hier, und jetzt durfte ich das Ganze ein zweites Mal erleben – wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund, der mir aber leider nicht die Hefeschnecke mitgebracht hatte.
Nach einem kleinen Balanceakt über die großen Steine am Ufer stiegen wir einen schmalen Pfad an der Steilküste hinauf. Und da waren sie! Der ganze Hang war von Puffins belebt.

Anders als vor 12 Jahren war jetzt ein türkisfarbenes Seil auf dem Boden angebracht, das wir nicht übertreten durften um die Bruthöhlen zu schützen. Trotz des Seils kamen wir den Vögeln so nah, wie es sonst wohl kaum möglich ist. Ein kleiner Papageientaucher kam bis auf 50 cm an meine Füße, als er das Seil für den Nestbau zupfen wollte. Ach, ist das herrlich! Trotz der Leute war es so ruhig, man hörte nur die Vögel und das Rauschen des Meeres.

Ich war beseelt und lag auf dem Bauch direkt vor den Puffins, während ich meinen Handyakku nahezu leer knipste. Man könnte stundenlang zuschauen, wie die kleinen putzigen Gesellen am Gras zupften, um ihre Nester in den Bruthöhlen zu bauen, wie die Männchen den Weibchen Heiratsanträge machten oder wie sie sich auch mal stritten – fast wie im normalen Leben, nur mit mehr Gefieder und weniger Rechnungen!

Nach zwei Stunden war es Zeit, uns wieder zum Schiff zu begeben. Beim Ablegen umkreisten uns Delfine, die anscheinend einen riesigen Spaß daran hatten, in der Bugwelle mitzuschwimmen und immer mal wieder herauszuspringen.

Ein wenig später sichteten wir sogar einen Minkwal. Es schien, als hätte der Tag eine ganze Palette an Tieren für uns bereitgehalten, die man sonst nicht so oft zu Gesicht bekommt.
Wir umkreisten die Insel Staffa, auf der wegen Bauarbeiten im Moment nicht angelegt werden kann, und fuhren zurück Richtung Tobermory.

Dort hielten wir uns noch ein wenig auf, bis der Bus wieder nach Craignure und zur Fähre zurückfuhr.
Als wir schließlich mit der Fähre wieder in Oban anlegten, regnete es, aber wir konnten den Sonnenuntergang noch sehen. Das ist immer das schönste Licht um Fotos zu machen.

In der Wohnung zurück finde ich sie...meine Hefeschnecke mit dem Zuckerguß und der Kirsche oben drauf 😊

Sie hat auf mich gewartet...mein ganz persönliches "Lunga", welches ich mir jetzt schmecken lasse...
Gute Nacht Oban und bis morgen.

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