Oban von oben
- thistle-bagpipe
- 20. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr.

Morgens in Oban - der Hafen ist so belebt, dass man meinen könnte, die Fährschiffe hätten einen eigenen Fahrplan, der sich an den Pendlerströmen der Stadt orientiert. Fast im Stundentakt starten und landen sie. Aber es ist hübsch anzuschauen, wie die Fähren gemütlich durch den Firth of Lorn schippern.

Wir machen uns auf den Weg in die Stadt, und der Aufstieg zum McCaig´s Tower ist wie ein kleiner Fitnesskurs für die Seele. Die Straße schlängelt sich durch ein charmantes Wohngebiet, das so hübsch ist, dass man fast das Gefühl hat, in eine Postkarte geraten zu sein.

Der Tower selbst, ein offenes Bauwerk, das dem Colosseum nachempfunden ist, steht da wie ein ehrwürdiger Wächter aus dem Jahr 1897.

Von oben hat man einen fantastischen Blick auf Oban, den Firth of Lorn und die vorgelagerten Inseln Kerrera und Mull - ein Panorama, wo wir doch etwas länger verweilen, eine Kleinigkeit essen und die Natur beobachten.



Nach dieser kleinen Wanderung kehren wir zurück in die Stadt, wo der Duft von Fish and Chips in der Luft liegt. Lecker, aber der Fisch schwimmt in so viel Fett, dass ich fast das Gefühl habe, ich könnte ihn mit einem Schwimmring ausstatten.
Um meine kulinarischen Abenteuer etwas aufzulockern, gönne ich mir eine hübsche Dose voller Shortbread. Nicht des Shortbreads wegen, sondern schließlich braucht man für sein Teesortiment auf der Arbeit auch eine ansprechende Verpackung - denn der Tee ist nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Statement.

Apropos Tee: Heute Morgen gab es keinen, sondern Muckefuck. Für alle, die mit dem Begriff nicht vertraut sind: Das ist Landkaffe aus geröstetem Getreide und Zichorie. Ein würdiger Kaffeeersatz, der mich in meine Kindheit zurückversetzt - als ich noch dachte, "Muckefuck" sei ein Zauberwort, das mir einen Schokoladenkleks beschert.
Jetzt genieße ich meinen Pfefferminztee mit ein paar Scheibchen Ingwer, denn es ist noch zu früh für den Cider. Schließlich will ich nicht, dass mein Tag schon vor dem Abendessen ins Wanken gerät ;-)

Eins gibt es noch zu erzählen - um noch etwas Zerstreuung (welche nach der Rückkehr wortwörtlich Einzug hielt ☹) zu finden, fuhren wir nach dem Stadtbummel zu den "Ganavan Sands", einem Strand bei Oban, der der Karibik Konkurrenz machen könnte. Muscheln suchen, Fußball spielen - der fettige Fisch und die Chips müssen schließlich wieder abtrainiert werden! Überhaupt finde ich, dass es in Schottland die schönsten Strände der Welt gibt.


Hier am Strand kann man mal die Seele baumeln lassen. Die Familie hat sich mit den Füßen ins Wasser gewagt, während ich mich frage, ob ich wirklich so feige bin oder einfach nicht kaltblütig genug. Ich habe meine Schuhe anbehalten weil das Wasser arschkalt war.

Am Ende des Tages waren meine Taschen voller Muscheln und die Socken der Kinder voller Sand, welcher sich in feinen Prisen jetzt in der Ferienwohnung verteilt, während die Verteiler in meinem Bett liegen und Tablet schauen – gut´ Nacht um sechse…morgen Früh bin ich wahrscheinlich paniert.
Also dann, tschüss bis morgen – und denkt daran: In Oban ist der Blick von oben nicht nur eine Aussicht, sondern auch eine Einladung, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen.
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